DIE URKUNDLICHEN ERSTNENNUNGEN DER ORTE DER MARKTGEMEINDE LANGENROHR
(Auszug aus dem Heimatbuch)
Die urkundlichen Erstnennungen der Orte der Marktgemeinde Langenrohr fallen in die Zeit von 1230 bis 1302. Die Orte sind im Bezirk Tulln erst relativ spät genannt, allerdings gehen sie unter anderem auf eine Papsturkunde und auf eine Königsurkunde zurück.
ASPARN
1230, also noch in babenbergischer Zeit, ist der Ort Asparn schon als „Asparn“ genannt (Urkunde des Stiftes Lilienfeld Nr. 21).
In dieser Urkunde bestätigt Papst Gregor IX. (1227-1241), der als fanatischer Gegner des hohenstaufischen Kaisers Friedrich II. historisch bedeutend war, dem Stift Lilienfeld im Jahre 1230 verschiedene Besitztümer, u.a. „In Asparn octo predia et tria curtilia“ („In Asparn acht Bauernlehen und drei Hofstätten“).
Der Name leitet sich etymologisch vom Espenbaum her und bedeutet soviel wie „Bei den Leuten, die bei den Espen wohnen“.
KRONAU
In der Stiftungsurkunde aus 1280 schenkt König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) den Dominikanerinnen in Tulln u.a. auch die "Insel" Kronau: "Item insulam dictam Chranowe vicinam civitati Tulnensi" ("Ebenso die Insel, die Chranowe genannt wird nahe der Stadt Tulln") (Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allgemeine Urkundenreihe, 128 VIII 31).
Der Name "Kronau" bedeutet "Augebiet, in dem sich Krähenvögel aufhalten".
LANGENROHR
Aus 1302/1322 stammt die Nennung von Langenrohr als „Ror“ (Urbar B des Stiftes Göttweig aus 1322), als das Stift Göttweig seine Besitzungen und Einkünfte – auch im Tullner Feld – aufzeichnete.
Dabei handelt es sich um zwei Urbare (Verzeichnisse grundherrschaftlicher Einkünfte) des Stiftes, die als A (aus 1302) und B (aus 1322) bezeichnet werden und die daher auch in einem engen inhaltlichen Zusammenhang stehen.
Wenn auch die Nennung von „Ror“ erst im Urbar B erfolgt, so kann auf Grund dieses Zusammenhanges geschlossen werden, dass diese auch für das Urbar A Geltung hat.
Der lateinische Text der Urkunde lautet: „In civitate Tulne: de areis Michahelis 7 sol(idi) et 1 den(arius); item de Ror Michahelis 1 tal(entum) den(arii); summa 15 sol(idi) 1 den(arius).“
Zu Deutsch: In der Stadt Tulln (erhält das Stift) von Hofstätten am Tag des Hl. Michael 7 Schillinge und einen Pfennig; ebenso von Ror zu Michaeli 1 Pfund Pfennige (entspricht 8 Schillingen); in Summe 15 Schillinge und 1 Pfennig.“
Der Name „Rohr“ geht auf „Schilfrohr, Röhricht“ zurück, verweist also auf die damaligen Feuchtgebiete in und um den Ort.
Im Laufe der Geschichte wurde der Ortsname vielfach geändert: im 14. Jahrhundert als „Ror bei Rust“ oder „Ror auf dem Tulnervelt“, im 15. Jahrhundert als „Preitenror“ oder „Nidern Rar“ („a“ als Schreibfehler). Seit 1670 (Vischer-Karte) bzw. 1733 (Urkunde) ist der bis heute übliche und amtliche Name „Langenrohr“ gebräuchlich.
LANGENSCHÖNBICHL
Die Nennung von Langenschönbichl geht auf 1289 als „nidern Schonpuhel“ (Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allg. Urkundenreihe 1289 XI 11) zurück, als die Herren von Schönberg den Dominikanerinnen in Tulln, die seit 1280 die Herrschaft in Kronau innehatten, gestatten, auf ihrem Grund (in Langenschönbichl) ein Wehr für einen Donauarm anzulegen, das von der Klostermühle genutzt werden soll. Die Urkunde ist in Mittelhochdeutsch verfasst.
Der Name „Schönbühel“ bedeutet „Beim schönen Hügel (Bühel)“, womit vielleicht die sogenannte „Anhöhe“ im Westen des Ortes gemeint sein kann.
Da in einer Urkunde des Wiener Schottenstiftes aus 1200 „Sconenpuhel“ angeführt wird, aber unsicher ist, ob es sich dabei um „Langenschönbühel“ oder um „Kleinschönbühel“ (bei Zwentendorf) handelt, besteht die Möglichkeit einer noch früheren Nennung.
NEUSIEDL
Neusiedl wird 1280 in einer Kaufurkunde Leutwins von Sonnberg genannt als „villa Newsidel sita in territorio, quod Tullnerveld vulgariter nuncupatur...“ („Dorf Newsidel in einem Gebiet, das gemeinhin Tullnerveld genannt wird...“ (Kopialbuch des Stiftes Lilienfeld; Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Handschrift „Weiß 24“, fol. 235). Dies ist höchstwahrscheinlich auch die erste Nennung des „Tullnerfeldes“.
Der Name bedeutet ganz einfach: „Beim neu angelegten Siedlungsgebiet“.